Die Gemüter kochen hoch rund um den Naturbadesee und die benachbarten Anglerseen der Gemeinde Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Dort sorgte eine Beschwerde des örtlichen Angelvereins über Nacktbader für Diskussionen im Gemeinderat. Nach der jüngsten Berichterstattung dieser Redaktion meldete sich ein aufgebrachter Karsten Gall, Pressewart der Anglergemeinschaft Grafenrheinfeld.
Es gehe nicht nur um Nacktbader, gegen FKKler habe man im Prinzip nichts. Doch die Lage sei viel ernster: Es gebe „eine Schwulenszene“, die sich dort zum Sex verabredet. In einschlägigen Internetforen gelte das Gebiet als „Geheimtipp“.
Eltern sind besorgt
Eine Recherche scheint das zu bestätigen. „Liege nackt am Grafenrheinfelder See“, schrieb ein Nutzer zum Beispiel erst vor einigen Tagen in einem Forum. Der Post endet mit einer eindeutigen Einladung an Männer, ebenfalls an den See zu kommen. In einem anderen Forum wird das Gebiet als „ruhig und abgelegen“ angepriesen. „So gut wie jeder ist da, um seinen Fantasien freien Lauf zu lassen“, heißt es weiter.
„Ich bin selbst Zeuge von Vorfällen geworden“, so Gall, „wo Nackte aneinander sexuelle Handlungen vorgenommen haben.“ Teilweise auch vor den Kindern, die dem Verein angehören. Eltern seien besorgt. Michael Baumann ist bei den Anglern für die Jugendarbeit zuständig. 18 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 17 Jahren sind in dem Verein aktiv. Er bestätigt Galls Darstellung.
Ferienspaßaktion an anderes Gewässer verlegt
„Es nimmt überhand“, sagt er. „Sobald im Frühjahr die Sonne rauskommt“ seien die gepachteten Seen für den Vereinsnachwuchs kaum noch nutzbar. Wenn er mit Junganglern unterwegs sei und Nackte bitte, sich in der Gegenwart der Minderjährigen etwas anzuziehen, würden die Personen häufig aggressiv. „Ich wurde schon bedroht.“ Ihre Ferienspaßaktion haben die Angler laut Baumann deshalb schon vor Jahren an ein anderes Gewässer verlegt.
Auch Gerhard Riegler, zweiter Bürgermeister von Grafenrheinfeld, hat von der Situation rund um die Seen gehört. Den Autokennzeichen nach zu urteilen, kämen die Leute aus der ganzen Region und sogar aus Nürnberg, sagt er. „In unserem Naturbadesee kann jeder baden“, betont Riegler. „Sexuelle Handlungen gehen dort aber gar nicht.“ Auch Nacktbaden sei im Badesee verboten.
Sicherheitsdienst soll wieder hochgefahren werden
Die Anglerseen habe die Gemeinde unterdessen an den Angelverein verpachtet und diesem teilweise das Hausrecht eingeräumt. „Das gilt auch für den Uferbereich.“ In den verpachteten Angel- und Zuchtseen gelte ein generelles Badeverbot. Entsprechende Schilder seien aufgestellt worden. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Anglergemeinschaft und der Wasserschutzpolizei hätten die Beamten festgestellt, dass die Beschilderung ausreichend sei.
Schon vor ein paar Jahren gab es laut Riegler in der Gemeinde ähnliche Probleme. „Damals haben wir den Sicherheitsdienst hochgefahren, dann wurde es besser.“ Also habe man den Sicherheitsdienst wieder zurückgefahren. Jetzt gebe es einen Gemeinderatsbeschluss, wonach die Überwachung des Seengebiets zeitnah wieder intensiviert werden soll.
Polizei kontrolliert regelmäßig
Karsten Gall sieht unterdessen die Polizei in der Pflicht. Man habe Anzeigen erstattet, Eltern seien als Zeugen gehört worden, „aber es tut sich nichts“. Wie Bernhard Stephan, Leiter der zuständigen Wasserschutzpolizei in Schweinfurt auf Anfrage erklärt, gebe es bereits seit 2016 eine sogenannte Schwerpunktsachbearbeitung, die entsprechende Anzeigen bündelt. Mit Karsten Gall sei die Absprache getroffen worden, dass er Personen, die gegen das (Nackt-)Badeverbot verstoßen, ein schriftliches Hausverbot erteilen kann. Laut Kenntnis der Wasserschutzpolizei sei das bislang fünfmal in Anspruch genommen worden.
Zudem werde der Anglersee „in den Sommermonaten seit 2016 regelmäßig bestreift“. Dadurch habe es zuletzt weniger Beanstandungen gegeben. So verzeichneten die Beamten im Jahr 2016 noch „21 Einträge über Nacktbadegäste“, 2017 noch sechs und im laufenden Jahr drei Fälle. Darunter seien aber auch zwei Hinweise auf „gleichgeschlechtlichen Sex unter Männern“ gewesen: Im Januar habe der Zeuge allerdings kurz darauf wieder angerufen und erklärt, „dass es sich erledigt hätte“. Im April konnte eine Polizeistreife niemanden mehr antreffen.
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