An der Frage des Lärmschutzes entzündete sich in der Sitzung des Ochsenfurter Bauausschusses eine rege Diskussion über das geplante Bürogebäude der Südzucker AG in der Ochsenfurter Fabrikstraße. Wie berichtet, möchte das Unternehmen anstelle seines in die Jahre gekommenen Verwaltungsgebäudes in der Marktbreiter Straße ein neues Bürogebäude errichten. Das Verfahren für einen Bebauungsplan auf dem firmeneigenen Grundstück an der Fabrikstraße läuft seit rund einem dreiviertel Jahr. Doch jetzt kamen einigen Ausschussmitgliedern Bedenken. Mit dem knappen Ergebnis von fünf zu vier Stimmen befürwortete der Ausschuss zwar den Plan, doch stellten kurz nach der Sitzung zehn Ratsmitglieder den Antrag, der Stadtrat möge den Beschluss überprüfen.
Zuerst soll der Flächennutzungsplan geändert sein
In der Sitzung hatten sich insbesondere Barsom Aktas (UWG) und Bert Eitschberger (SPD) an der Tatsache gestört, dass mit der Aufstellung des Bebauungsplans für das Südzucker-Bürogebäude Fakten geschaffen werden, ohne dass das Areal an der Fabrikstraße zuvor in seiner Gesamtheit betrachtet worden wäre. Denn sowohl die 17. Änderung des Flächennutzungsplans wie auch der Bebauungsplan für den Schützenweg Ost sind noch nicht fertig. Erst, wenn diese Verfahren abgeschlossen seien, könne auch über den Bebauungsplan für das Bürogebäude entschieden werden, argumentierte Aktas.
Bert Eitschberger macht sich selbst den Vorwurf, dass er nicht gleich von Anfang an das ganze Gelände in Betracht gezogen habe. "Das will ich jetzt wieder gut machen", sagte er, betonte aber gleichzeitig, dass er das Verwaltungsgebäude grundsätzlich befürworte. Bürgermeister Peter Juks (UWG) und Stadtbaumeister Jens Pauluhn wirkten angesichts des unerwarteten Gegenwinds leicht irritiert. Seit einem dreiviertel Jahr werde dem Konzern signalisiert, dass er sein Vorhaben dort verwirklichen könne, sagte Juks. "Der Bauwerber verlässt sich auf das Verfahren." Und Jens Pauluhn teilte dem Bauausschuss seine persönliche Meinung mit: "Der Bauherr braucht diese Räume zügig, und mit dem Gebäude sind keine erheblichen Verkehrszahlen verbunden."
Genau darum drehte sich die Diskussion: Welche Beeinträchtigungen der Nachbarschaft, wo es in der Fabrikstraße und der Völkstraße Wohnhäuser gibt, sind durch das Bürogebäude zu erwarten? Dass ein Büro für sich betrachtet keinen großen Lärm verursacht, darüber war man sich im Ausschuss weitgehend einig. Auch, dass der Zu- und Abfahrtsverkehr durch die rund 100 Arbeitnehmer keine unannehmbare Belastung der Anwohner darstellt, wurde akzeptiert. "Dort ist ein Mischgebiet, damit müssen die Anwohner leben", sagte Peter Juks. Für das Gebäude ist eine eigene Zufahrt von der Fabrikstraße vorgesehen, da eine Anbindung über die geplante Entlastungsstraße nicht möglich ist, wenn deren Bau gefördert werden soll.
Vom gesamten Gebiet gehen mehr Emissionen aus
Wie aber sieht es aus, wenn das ganze Gebiet inklusive Ärztehaus und der Entlastungsstraße in Verlängerung des Schützenwegs bis zur Völkstraße mit betrachtet wird? "Insgesamt entsteht da eine deutliche Emission", ist Bert Eitschberger überzeugt. Barsom Aktas sprach sich ebenfalls für eine Gesamtbetrachtung aus. Bei einer Beurteilung allein des Bürogebäudes könne es doch sein, dass dieses die für das gesamte Gebiet zulässigen Lärmemissionen für sich allein ausschöpfe, befürchtet er. Was sei dann mit weiteren möglichen Bauwerbern in diesem Gebiet, wollte auch Siegfried Scheder (CSU) wissen. Werde ein eventuelles zweites Bürogebäude dann nicht genehmigt?

Planer Bertram Wegner unternahm den nicht einfachen Versuch einer Erklärung. Wegner zufolge ist das Thema Lärm eines der schwierigsten bei der ganzen Bauplanung. "Es gibt Gewerbelärm, Freizeitlärm und Verkehrslärm", sagte Wegner. "Die Lärmarten werden jede für sich berechnet und nicht addiert." Bei der Entscheidung über den Bebauungsplan "Bürogebäude Fabrikstraße" gehe es nur um den - minimalen - Gewerbelärm. Beim Bebauungsplan für den Schützenweg Ost hingegen sei der Verkehrslärm relevant. Etwas besseres als ein Bürogebäude sei in einem Gewerbegebiet doch gar nicht vorstellbar, sagte Jens Pauluhn. Kaum eine andere Nutzung verursache weniger Emissionen.
Weitere Punkte sind unklar
Für Bert Eitschberger und die neun anderen Unterzeichner des Antrags sind, abgesehen von der Lärm-Thematik, noch weitere Punkte unklar. Sie verlangen unter anderem, dass in den textlichen Festsetzungen ausdrücklich von einem Verwaltungsgebäude die Rede ist. Außerdem greifen sie die Frage eines Bürgers auf, der wissen wollte, warum ein so großes Baufenster festgesetzt werde, wo doch das Bürogebäude mit viel weniger Fläche auskomme. Und schließlich wiederholt der Antrag die Forderung, über den Bebauungsplan solle nicht entschieden werden, bevor die Änderung des Flächennutzungsplans nicht abschließend verabschiedet ist.
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