Rund 800 demonstrierende Landwirte aus Unterfranken und den benachbarten Bundesländern legten den Verkehr in der Stadt Würzburg am Dienstagmorgen weitgehend lahm. Und das, obwohl die Demonstration bei der Stadt und den Sicherheitsbehörden angemeldet war. Hätte man dort nicht rechtzeitig reagieren können?
"Wir haben ja reagiert", sagt Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt Würzburg. Stand Freitag seien 50 Schlepper angekündigt gewesen, erst am Montag sei die Zahl seitens der Veranstalter auf 500 hochgesetzt worden. "Daraufhin haben wir mit dem Veranstalter gesprochen und die Lösung gefunden, dass sich die Landwirte am Wöllrieder Hof treffen und eine Abordnung von 50 Schleppern in die Stadt zur Philip-Schrepfer-Allee schicken", sagt Wagenbrenner. Doch das hat nicht geklappt.
Es sei laut Wagenbrenner nicht vorhersehbar gewesen, dass dieser "Schwall an Fahrzeugen" in die Stadt fahre. Auf rund 800 Teilnehmer mit ebensovielen Schleppern wurde die Zahl von der Polizei geschätzt. "Wir wären mit mehr Fahrzeugen schon zurecht gekommen, aber bei so vielen ging es einfach nicht", sagt Wagenbrenner. Die Mainwiesen seien als Ausweichort keine Alternative gewesen, da werde derzeit noch die Mainfrankenmesse abgebaut.
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Auch wenn einer der Veranstalter, Jens Wasmuth aus Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld), im Gespräch mit dieser Redaktion sagte, ein Verkehrschaos zu erzeugen, sei nicht das Ziel der Veranstaltung gewesen, herrschte genau dies an vielen Stellen der Stadt. Dabei hatte man bei der Polizei gut 70 Einsatzkräfte der regionalen Polizeiinspektionen und der Bereitschaftspolizei Würzburg im Einsatz. Und diese waren bereits aufgestockt worden, nachdem nach den ersten Mitteilungen über die Größenordnungen der Kolonnen gezeigt hatte, dass im Vorfeld eine deutlich geringere Teilnehmerzahl angekündigt gewesen war, so Enrico Ball vom Polizeipräsidium Unterfranken. Die Zielsetzung der Polizei, so Ball weiter, habe insbesondere darin gelegen, den Landwirten die Teilnahme an der Versammlung zu ermöglichen, aber auch die Zufahrtswege zu den Krankenhäusern bestmöglich freizuhalten und Wege für Feuerwehr und Rettungsdienst vorzuhalten.
Stellenweise waren die Straßen zu Notfallorten auf direktem Weg nicht anfahrbar
Auch das hat aber nicht immer geklappt: "Glücklicherweise hatten wir keine medizinischen Notfälle in den betroffenen Bereichen. Denn stellenweise waren die Straßen zu Kliniken und Notfallorten auf direktem Weg nicht anfahrbar, nur auf Umwegen", sagt Paul Justice, Einsatzleiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Würzburg. "Bei uns ist Zeit ja durchaus ein ernst zu nehmender Faktor", erläutert Justice, "da zählt oftmals jede Minute". Normale Krankentransporte mussten mit Blaulicht durchgeführt werden, um überhaupt durch den Verkehr zu kommen. Von Seiten der Landwirte und des Veranstalters habe es viel Verständnis und keine bösen Worte gegeben, als er auf der Bühne die Problematik erläuterte habe, die letztendlich mit zum vorzeitigen Ende der Veranstaltung führte. "Dafür bin ich sehr dankbar," sagt Justice.
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